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7. Juni 2008

Bericht aus der Fruit Picker Hoelle Teil 2

Heute ist Samstag und mal wieder ein guter Tag einen Bericht aus der Fruit-Picker-Hoelle hier hineinzustellen. Samstag ist naemlich der einzig freie Tag in der Woche. Das ist einerseits gut, da man 6 Tgae in der Woche Geld verdient, andererseits geht das staendige arbeiten ganz gut auf die Kondition. Vor allem der Ruecken schreit irgendwann nach ner laengeren Pause. Aber wie gesagt, hier ueberleben nur die Harten. Und eines ist sicher, die Englaender waren einfach zu verweichlicht. "Waren bestimmt alle nicht beim Bund", wuerde Frank jetzt vermuten. Vorletzte Woch duesten die Jungs wieder Richtung Kueste. Nicht ohne vorher ihr ganzes verdientes Geld im oertlichen Bottleshop zu lassen. Die Abschiedsparty hatte sich echt gewaschen...der halbe Campingplatz war sturzbesoffen!
Mit den Englaendern verliess mich jedenfalls auch mein Taxi zur Arbeit. Nachdem ich meinem Boss, Andy ("I only drink Rum. I'm a rum drinker!"), mein Leid geklagt hatte, kam er auf eine sehr gute Idee. Er meinte , dass er vielleicht ein Platz direkt bei der Farm haette. Dort sind unter anderem alte Baucontainer aufgestellt, wobei er dann in einem davon ein Zimmer fuer mich freigemacht hat. Besser haette es echt nicht klappen koennen. Jetzt hab ich mein eigenes Zimmer (mit Heizung) und teile mir mit 2 Koreanern den Container. Natuerlich ist ein eigenes Badezimmer und ne eigene Kueche inklusive. Und das alles fuer 35 Dollar (ca 20 Euro) die Woche! Ist guenstiger als im Zelt auf dem Caravan Park - und dazu um einiges waermer in der Nacht. Einmal gabs sogar Frost. Bin immer mit allen Klamotten + dicker Jacke + Schlafsack eingeschlafen und trotzdem jede Nacht bibbernd vor Kaelte aufgewacht. Aber das hat jetzt Gott sei Dank ein Ende. Tagsueber wird es gut bwarm, um die 30 GRad, so dass man beim Picken gut ins Schwitzen geraet.
"Little Korea", wie man es hier beim Farmsty auch nennen koennte, hat ungefaehr 25 Bewohner. Ca. 15 davon kommen aus Suedkorea. Beide Container und das eine Haus sind von denen besetzt. Alle anderen haben ihre Zelte aufgeschlagen oder leben im Wohnwagen. Zu meinen Ehren gabs bei meinem Einzug erstmal ein grosses Festessen. 12 Koreaner wollten gleich mal den Deutschen naeher begutachten. Super leckeres Essen + Schnaps den ganzen Abend lang. Dave und Jin, die ich schon von de4r Arbeit auf dem Feld her kannte, sagten mir, dass sie so ein Essen staendig von ihren Freundinnen vorgesetzt bekommen. Beide ruehren in der Kueche keinen Finger. Das gehoert sich nicht als Mann, der ja bekanntlich ueber der Frau steht...koennte ihnen nur zustimmen und ihnen berichten, dass es in Deutschland genauso aussieht. Jedenfalls so oder so aehnlich :) . das Ende vom Lied war, dass sie 2 Koreannerinnen dazu "verdonnerten" fuer mich mitzukochen. Ja und jetzt, beteilige ich mich finanziell an den Zutaten, muss aber ausser mein Musli und meine Brote, die ich mit zur Arbeit nehme, nix mehr kochen. Achja...das Leben kann einen manchmal schon echt hart treffen! Da faellt mir ein, ich muss die beiden gleich mal fragen, was es heute abend so schoenes gibt. Hehe.
Die Arbeit ansich ist immer noch dieselbe, Mandarinen und Orangen von morgens bis abends. Manchmal muss ich mich mittags einfach mal unter einen von den Baeumen legen und fuer ne halbe Stunde meine Augen zu machen. Das ganze orange tut einem mit der Zeit gut in den Augen weh.
In den Augen weh tun auch manche Koreaner. Als Vorgeschichte muss man dazu wissen, dass die Jungs in Suedkorea 2 Jahre lang zum Militaer muessen...und das ist nicht so ein Kindergartenverein wie in Deutschland (Ruhig Frank, ganz ruhig). Die haben jeden Tag knueppelhartes Training. Der Feind ausm Norden keonnte ja jeden Moment angreifen. Teilweise kriegen die Jungs ne Woche Zeit um ein kleines Haus zu bauen...natuerlich ganz alleine. Jede Woche fallen einige Soldaten einfach vor Erschoepfung um. Fuer die RTL2-Zuschauer unter uns (Ich vermisse die Reportagen): Ich glaub man kann die Militaercamps ganz gut mit den Boot Camps in den USA vergleichen. Fuer die Nicht-RTL2-Gucker: In solchen Camps werden schwererziehbare Kinder hineingepackt und mal auf die harte Tour erzogen. Ich hatte es einmal gesehen, da musste ein kleiner Junge feur ein paar Minuten ein eine Tonne voll mit Eiswasser steigen - mussten die im Militaercamp auch.
Auf jeden Fall faerbt dieses Training voll auf das Fruit Picking ab. Manche stuerzen sich wie alte Vietcong-Kaempfer auf die Baeume. Alles wird in hektischen Bewegungen ausgefuehrt, sei es das Leiter an den Baum stellen oder dass Tragetaschen entleeren. Ganz zu schweigen vom Picken der Mandarinen selber. Ich kann da nicht mehr hinmgucken. Selbst nach 6 STd Non-stop picken nicht die leistesten Ermuedungserscheinungen. Ist das depremierend. Bei mir sind nach 4 Stunden alle Knochen am Limit angekommen und ich will eigentlich nur noch ins Bett.
Die dringend benoetigt Erholungspause kam dann letzte Woche. Es regnete fuer 24 Stunden am Tag fuer 4 Tage durch. Kein Picking. So hart sind wir dann naemlich doch nicht. Einer hats im stroemenden Regen versucht. Aber nicht nur, dass er nach 2 Mi9nuten aussah als ware er gerade aus der Dusche gekommen. Nein, auch seinen Augen gings nach 10 Minuten gar nicht mehr gut. Die Chemiekalienauf den Blaettern (Ja, auch in Australien wird mit Pestiziden gearbeitet) vermischen sich naemlich mit dem Regenwasser und gelangten so in sein Auge. Er sah aus wie Axel Schulz nach ner Runde im Boxring - die Augen total rot und zugeschwollen. Nicht das ich es versucht haette (hatte mir ja extra fuer solche Faelle 2 Emergency-Ponchos ausm 2-Dollar-Shop besorgt ;) ), aber nach dem Anblick hab ich es gar nicht erst versucht. Am zweiten Tag kam dann auch ein Verbot vom Chef, weil die Mandarinen einfach zu viel Wasser aufgesaugt hatten - waeren zu schnell verrottet. 4 relaxte Tage, ne watt schoen!

Ansonten gleicht hier jeder Tag dem Anderen. Von Sonnenaufgang bis -untergang wird gepickt, mindestens 10 Stunden geschlafen und Freitagabend wird gesoffen. Jede Woche dasselbe Spielchen.
Natuerlich darf nach jedem Arbeitstagnicht das uebliche Prahlen fehlen. "How many Bins did you today?" ist glaub ich die am meis gestellte Frage. Am Anfang wurde ich es immer von den Koreaner gefragt. Nachdem ich ihnen jeden Tag erzaehlte, wieviel Koerbe ich vollgemacht hatte, gabs immer ein "Ahhh" und "Ohhh, very good" usw. . Was mich zur Annahme verleitete, dass sie weniger geschafft haetten. Und von wegen, Asiaten moegen es nicht, wenn sie ihr Gesicht verlieren, hab ich hoeflichkeitshalber erst gar nicht gefragt, was sie so am Tag geschafft haben.
Das mit der Hoeflichkeit war aber genau andersherum. Nach 2 Tagen merkte ich, dass die Jungs viel mehr gemacht hatten! Und den armen, schwachen Deutschen mit bewundernden "Ahhs" und "Ohhs" aufmuntern wollten. Man, man, man, ich hab mich echt verarscht gefuehlt. War ja aber nett gemeint.
Naechsten Sonntag schmeiss ich fuer den Laden dann ne Runde. Das stolze Alter von 28 Jahren muss begossen werden. langsam krieg ich echt angst vor der 30. Waer ich in Korea geboren wuerde ich nebenbei schon 29 Jahre alt werden. Dort zaehlen die 9 Monate im Bauch der Mutter als erstes Lebensjahr. Verrueckt.
Werd naechste Woche die getraenke besorgen. Allerdings muss ich mir keine Sorgen machen, dass sie mich arm trinken. Der Koreaner an sich vertraegt naemlich keinen Alkohol. Einer hat mir letztens lallend versucht zu verklickern, dass er immer nur ein Bier trinkt. Nach dem 2ten ist er voelligt blau und faellt innerhalb von ein paar Minuten in einen tiefen Schlaf.
Mit 30 Litern Bier kann ich hier also ganz "Little Korea" in eine n tiefen Schlaf versetzen. Das ist es mir auf jeden Fall wert..solange ich keinen Krankenwagen wegen ner Alkoholvergiftung rufen muss, passt das schon :)


Werd mich in 2 Wochen gegen Ende meiner Zeit in Mondabrra nochmal von der Arbeiterfront melden.

Bis dahin citrushafte Gruesse

Malte



PS: wenn ich im Oktober wieder in Deutschland bin, muesste ieigentlich bald die Mandarinen-Zeit anfangen, wenn ich mich recht entsinne. Eines kann ich euch jetzt schon versichern:
Falls ich einen von euch, nur einen von euch sehe, wie er eine Mandarine lieblos daherkaut. Ich schwoere ich bring ihn um. Ich bring ihn echt um....

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